Helmut Creutz urteilt über Wenn man seinen Artikel "Alternative Geldsysteme - Auswege aus der fehlerhaften Geldordnung" in der Z. f. Sozialökonomie 101 (Juli 1994) liest, hat man die Neigung ihm beizupflichten. Bei näherer Analyse ergibt sich aber, daß er weniger recht hat, als es beim ersten Lesen den Anschein hatte. Nehmen wir als Beispiel das von Dieter Suhr vorgeschlagene "OA-System". Die OA-Bank gewährt zinsfreien Kredit (für eine ökologisch gewünschte Investition, z.B. eine Sonnenenergie-Zentrale) und schöpft somit Giralgeld. Der Kreditnehmer kauft mit diesem Geld alles was er braucht um die Zentrale zu realisieren. Die Lieferanten bezahlen mit dem erhaltenen OA-Geld ihren Lieferanten und/oder ihren Arbeitnehmern. Alle Inhaber von OA-Girokonten bezahlen an die Bank einen negativen Zins für ihr OA-Buchgeld. Die Bank erhält zwar Zins für den gewährten Kredit, aber nicht vom Kreditnehmer, sondern von den Girokonteninhabern gemäß der Höhe ihrer Salden, das heißt: von den Geldgebrauchern. Wer OA-Geld hat, aber es zur Zeit nicht braucht, kann es umsetzen in ein Sparguthaben; das wird dan einem OA-Kreditnehmer ausgeleiht und erscheint sofort wieder als OA-Geld. D.h. Die Menge von OA-Geld ist stets gleich der Summe der von der OA-Bank "kredit- und geldschöpfend gewährten Kredite. Die Bank, und nur die Bank, erhält darüber Zins. Dieser ZINS ist in erster Linie eine Bezahlung für die von der Bank verliehenen Dienste im Zahlungsverkehr und im Spar- und Kreditgeschäft. Ich glaube daß Suhr nicht beabsichtigt hat das OA-System konkurrenzfälschend einzusetzen, sondern vielmehr durch fehlende Internalisierung von ökologischen Kosten gefälschte Konkurrenzverhältnisse zu entfälschen. Der nutznießende, konkurrenzfälschende OA-Kreditnehmer den uns Creutz vorführt, wird Fiktion bleiben, wenn die Satzung der OA-Bank richtig formuliert ist. Auf S. 25, rechts, schreibt Creutz: "Da die im Ring umlaufende Kaufkraft nach den Vorstellungen von Dieter Suhr aus normal zu verzinsenden Bankkrediten stammt, ändert sich also durch das OA-System an den leistungslosen Zinseinkommen der Geldgeber nichts, ebensowenig wie die entsprechende Belastung der Arbeitleistenden. Daß diese Zinsen nach einem anderen Schlüssel auf die Wirtschaftsteilnehmer verteilt werden, ist für die Zinsbezieher wie für die Höhe der gesamten Zinsbelastung in der Wirtschaft ohne Belang." , Anscheinend gebraucht Creutz den Ausdruck "umlaufende Kaufkraft" für "befindliche Liquidität oder Buchgeldmenge". "Kaufkraft" ist m. E. was anderes als "Geldmenge". Es handelt sich nicht um "normal zu verzinsende Bankkredite" und auch nicht um "leistungslose Zinseinkommen von Geldgebern". Wo sind denn diese "Geldgeber" die "leistungslos Zinseinkommen" erhalten? Dem von der OA-Bank geschöpftem Kredit entsprechen von der OA-Bank geschöpften Giroguthaben. Wenn wir mal, wie es Creutz zu tun pflegt, diese Giroguthaben als Sparguthaben betrachten, dann wären die Guthabenbesitzer die "Geldgeber", die aber keine Zinsen erhalten, sondern (negative) Zinsen an die Bank bezahlen müssen! Die Belastung der "Arbeitleistenden"? Es sind die Verbraucher - in dem von mir angenommenen Fall - die "Stromverbraucher", die bezahlen müssen. Bei der konventionellen Zentrale bezahlen sie für Abschreibung der Anlage, die Zinsen, den Unterhalt und die Betreuung, den Brennstoff (™l, Kohle, Gas, Uran); bei der "ökologischen" Zentrale bezahlen sie für das KWH genau soviel, diesmal für (größere) Abschreibung, und Unterhalt und Betreuung, und für OA-Liquiditätskosten, sowohl die der Zentrale, als gegebenenfalls die eigenen. Wenn wir aber bedenken, daß innerhalb des Systems ein Vielfaches an Sparguthaben und entsprechende zinsfreie Investitionen möglich ist, so ist es klar, daß wir die Liquiditätskosten nicht nur dieser einen, Initial-investition anlasten dürfen, sondern sie umschlagen müssen auf alle OA-Investitionen. Obgleich der Zins außerhalb des OA-Systems aufrecht bleibt, besteht er, entgegen den Behauptungen von Creutz, innerhalb des Systems nicht. Auf S. 26, links, heißt es: "Denn wie beim "Talent-System vorgesehen, soll auch den Besitzern der belasteten OA-Guthaben die Möglichkeit geboten werden, den Belastungen durch die Übertragung überschüssiger Guthabenbestände (= OA-Buchgeld) auf spezielle OA-Sparkonten auszuweichen. Aus diesen OA-Kaufkraft-Ersparnissen können dann innerhalb des Giro-Ringes billige Kredite vergeben werden. "Da sich jedoch mit dieser kreditären Kaufkraftübertragung die Gesammtnachfrage innerhalb des OA-Kreislaufs nicht verändert, sondern nur interne Guthaben- und Schuldenbestände aufgebaut werden, würde sich auch an der Zins-Gesamtbelastung des über Bankkredite aufgenommenen und im OA-System kursierenden Nachfragepotentials nichts ändern. (Meine Unterstreichung. - W.P.R.) Hier rächt sich der Gebrauch des Wortes "Kaufkraft" statt "Liquidität", und des Wortes "Nachfrage" statt "Geldmenge". Statt Kredit zu gewähren und dadurch den Geldumlauf zu beschleunigen und die Gesamtnachfrage zu vergrößeren, hätten die Buchgeldbesitzer die Kosten für ihr zu hohes Buchgeldsaldo hinnehmen können. Die Geldmenge wäre nach wie vor dieselbe. Der Unterschied sitzt in der Umlaufgeschwindigkeit. "Nachfrage" hat zu tun mit dem product von "Geldmenge" (= Summe der Girosalden) und "Umsatzgeschwindigkeit"., In seinem "Fazit" schreibt Creutz: "...., so falsch ist es, die Zinsbelastung - statt sie zum Verschwinden zu bringen - vom Kreditnehmer auf die Leistungserbringer zu übertragen, auch wenn man sie als Liquiditätsgebühr bezeichnet." Ich möchte darauf hinweisen, daß die Zinsbelastung immer auf die "Konsumenten drückt; sie sind es die alle Zinsen (aus der productionssphäre) bezahlen müssen, einerlei ob das über den Kreditnehmer-Investor oder über einen "Leistungserbringer" geht. Wichtig bei den alternativen Systemen ist, daß innerhalb des Systems der Zins ausgeschaltet wird, daß dadurch z.B. ökologische Investitionen ermöglicht werden können, die sonst, wegen fehlender Internalisierung von ökologischen Kosten, nicht konkurrenzfähig wären. Wichtig ist vor allem auch, daß demonstriert wird daß es anders kann als man es gewohnt ist. Das muß doch wohl zuerst kapiert werden, bevor wir in einer "Demokratie" eine Änderung des Geldsystems erwarten dürfen! Zwar muß wohl, damit Creutz unrecht habe, eine Bedingung erfüllt sein: "Die Umsatzgeschwindigkeit des OA-Buchgeldes muß groß sein und auch die OA-Sparguthaben und die darauf basierenden OA-Kredite mü"ssen möglichst umfangreich sein. Andernfalls könnte Creutz recht erhalten; da könnten die OA-Buchgeldbesitzer, um den Liquiditätskosten zu entgehen, bereit sein OA-Buchgeld unterhalb pari gegen offizielles Geld (an OA-Kreditnehmer) zu verkaufen. In diesem Fall hätten diese Kreditnehmer tatsächlich einen doppelten Vorteil auf Kosten der Leistungserbringer. Wenn es aber viele (auf OA-Sparguthaben basierende) OA-Kredite gibt, kann die Summe dieser Kredite ein Vielfaches der OA-Buchgeldmenge sein. Die Nachfrage nach OA-Geld (zur Tilgung von Krediten) könnte groß genug sein um ein Absinken des Preises des OA-Geldes weitgehend zu verhüten. Soest, Niederlande, 1994.08.01. W.P. Roelofs.
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