Die Buchgeld Tragödie bei Gesell-Anhänger
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Helmut Creutz überwältigt durch Argumente von Peter Roelofs?

Von Dr. W.P. Roelofs

Helmut Creutz und die Buchgeldfrage

In einem Aufsatz mit dem Titel "Abschließende Gedanken zur Buchgeld-Diskussion" in der August-Nummer 1990 von "Der Dritte Weg" "argumentiert" Helmut Creutz in einer Weise die schlechthin bestürzend wäre, wenn sie nicht geradezu lächerlich wäre. Er schreibt: "Was die Beiträge nicht erbracht haben, waren sachlich nachprüfbare Beweise für die Schöpfungstheorie. So hätte man z.B. anhand von Fakten den Nachweis dafür erwarten können, daß die Summe der Bankkredite über der Summe der Bankmittel liegt; die Bestände der Sichtguthaben überproportional zunehmen; ........ bei Sichtguthaben Geldhortungen möglich und Geld und Guthaben dasselbe und damit addierbar sind."

Hierzu ist zu bemerken, daß die Vertreter der Buchgeld- und Kreditschöpfungstheorie natürlich nicht verrückt genug sind um, wie Herr Creutz vorgibt zu meinen, zu behaupten daß solche Schöpfung bedeutet, daß Haben und Soll in einer Bankbilanz einander ungleich wären oder sein könnten. Sie sind einander "per definitionem" immer gleich. Unmögliches "Buchgeld-" oder "Kreditschöpfung" nennen und dann beweisen daß es das nicht geben kann, ist einem seriösen Diskussianten doch wohl unwürdig.

Woraus ergibt sich daß es "Buchgeldschöpfung" gibt? Das ergibt sich daraus, daß die Summe aller (überweisbaren) Sichtguthaben von Nichtbanken größer ist als die Summe des Bargeldes bei den Banken plus die Summe der Kontokorrent-guthaben der Banken bei der Notenbank, minus, gegebenenfalls, die Summe der Kontokorrent-Forderungen der Notenbank an die Banken. Das bedeutet nämlich daß mehr Geld da ist, als von der Notenbank geschöpft worden ist.

Dieses Mehr ist eine Schöpfung der privaten Banken. Nur wenn "alle Sichtguthaben von Nichtbanken, bei den Banken durch "Notenbankgeld" (in weitestem Sinne) gedeckt wären, gäbe es keine Buchgeld"schöpfung". Und wenn jeder Sollposten irgend einer Bankbilanz ausnahmslos immer gedeckt wäre durch Habenposten mit gleich langer oder mit kürzerer Frist, d.h., wenn die Banken niemals Kredite gewähren würden auf längere Frist, als sie selbst 'de jure' über die dazu nötigen Mittel verfügen können, dann würde es weder Buchgeld-, noch Kreditschöpfung geben. Daß es so definierte Kreditschöpfung gibt, wird Herr Creutz doch wohl nicht leugnen wollen, oder?

Daß es auch "Buchgeldschöpfung" geben könne, wird er gewiß auch weiterhin verneinen. Zwar kann er nicht verneinen, daß die Summe der Sichtguthaben größer ist, als die Menge des "Notenbankgeldes" worüber die Banken verfügen, aber er verneint, daß Giroguthaben "Geld" sind. Für ihn (aber er ist da gewiß eine Ausnahme) sind es einfach "Sparguthaben", "Kredite die die Inhaber von Girokonten den Banken gewährt haben", welche die Banken ihrerseits anderen zur Verfügung stellen können. Für einen Durchschnitts-Konteninhaber ist sein Girosaldo einfach eine Form von Geld, womit er jederzeit bezahlen kann, und die er jederzeit in Bargeld umsetzen kann.

Wenn es Herrn Creutz Spaß macht Sichtguthaben als Sparguthaben zu betrachten, und zu verneinen daß sie "Geld sind, und daß mit ihnen daher auch keine "Geldhortung verübt werden kann, so kann uns das Wurst sein, solange wir bloß wissen, was mit den Worten gemeint ist. Worauf es bei dieser ganzen Diskussion ankommt, ist Folgendes: Sichteinlagen stehen Bargeld bezüglich "Liquidität" kaum nach, eben weil sie sofort in Bargeld "pari umgetauscht, und im allgemeinen selbst direkt als Zahlungsmittel gebraucht werden können. Wann wird, gegebenenfalls, gehortet? Wenn die Liquiditäts(verzichts)prämie zu gering ist. Sie muß hoch genug sein, damit die Menschen darauf verzichten Liquidität zu bevorzugen. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob es sich um Bargeld handelt, oder um etwas von (fast) gleicher Liquidität, das mit dem Bargeld pari steht.

Wenn wir eine "Umlaufgebühr" für Bargeld hätten von z.B. 10 % pro Jahr, und es gäbe für Sichteinlagen einen negativen Zins von nur 3 oder 5 % pro Jahr, weil Fortsetzung der heutigen Bankpraxis das möglich machen würde, so wäre entweder 10 % Umlaufgebühr mehr als nötig um "Sparen in liquider (= 'flüssiger') Form" vorzubeugen, oder ein negativer Zins vor 3 oder 5 % für Sichtguthaben wäre ungenügend. Und wenn die Banken einen negativen Zins von 10 % für Sichtguthaben berechnen würden, hätten sie nicht zu rechtfertigende Gewinne.

Es wird oft behauptet, das Verhältnis von Buchgeld zu Bargeld sei (fast) konstant (siehe auch die Darstellungen in dem Artikel von Helmut Creutz), und somit beherrsche die Notenbank auch die Bargeldmenge. Dies, aber, ist ein Trugschluß! Es ist nämlich nur dann wahr, wenn die Liquiditätsprämien für Bargeld und für Buchgeld "beide hoch genug sind, um jegliches Horten sowohl von Bargeld, wie von Buchgeld vorzubeugen. Besonders bei den einzelnen Bürgern würde das Verhältnis Buchgeld : Bargeld zunehmen wenn durch Einführung einer Umlaufgebühr für Bargeld und Beibehaltung der heutigen Bankpraxis, bei Absinken des Zinsfußes die Liquiditätsprämie für Buchgeld so gering würde, daß Buchgeld gehortet würde, während die Liduiditätsprämie für Bargeld hoch genug bleibt um Horten von Bargeld vorzubeugen.

Man möge bedenken, daß abgesehen von Risikoprämien die Liquiditätsprämie für irgend ein Guthaben oder für Bargeld, l = r + c - q wo r den Zinsfuß für risikofreie, langfristige Guthaben oder Obligationen bedeutet, c die Durchhaltekosten sind, entweder in der Form einer Umlaufgebühr, oder in der Form eines negativen Zinses, und q einen eventuellen positiven Zins für das betreffende Guthaben bedeutet. (Siehe: J.M. Keynes, "Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses, und des Geldes", Kapitel 17, Abschnitt ii.)

Für Sichteinlagen wäre q = 0, und c wäre größer für Bar- als für Buchgeld. Zwar würde bei eventuellem Horten von Buchgeld das Bargeld bei den Banken gleichermaßen zunehmen (also doch auch Horten von Bargeld??) und würde deswegen auch für das Buchgeld c zunehmen und sich schließlich, nachdem schon viel gehortet wurde, dem c für Bargeld nähern. Da wäre es nach meiner dummen Meinung doch besser von vornherein dafür zu sorgen, daß c für Bar- und Buchgeld gleich sind, ohne irgend welches Horten von Liquidität. Natürlich sind Geld und Guthaben "im allgemeinen nicht dasselbe, aber Bargeld und Sichtguthaben sind, soweit es sich um Liquidität handelt, dasselbe, und Bargeld außerhalb der Banken und Sichtguthaben sind, in dieser Hinsicht wenigstens, addierbar". Was hat Herr Creutz also gemacht?

  • (1) Er hat "implizite von Buchgeld (und Kredit)Schöpfung Definitionen gegeben, die "nicht die Definitionen seiner Gegner sind.

  • (2) Er hat gezeigt, daß solche, von ihm definierte, Schöpfung unmöglich ist, was wir alle unterschreiben.

  • (3) Er hat "nicht gezeigt, daß die Schöpfung, wie seine Gegner sie definieren, nicht stattfindet. Also bleibt die Behauptung der Gegner aufrecht, möchte man meinen. Das aber ist nur zur Hälfte der Fall, denn

  • (4) Herr Creutz verneint, daß es sowas wie Buchgeld gibt. Was wir dummerweise "Buchgeld" nennen, sind bloß Sparguthaben. Und was es eben weder gibt, noch geben kann, kann selbstverständlich nicht geschöpft werden. "Quod erat demonstrandum.

  • (5) Das man durchaus überaus große Sichtguthaben haben kann, hat Herr Creutz nicht verneint. Er scheint bloß zu verneinen, daß das eine potentielle Inflationsgefahr in sich birgt. Um diese Verneinung begreifen zu können, reicht mein Verstand aber nicht aus.

  • (6) In der Tabelle auf S. 23, unter B, vergleicht Creutz "Geld mit Guthaben" und notiert "Spezifische Unterscheidungen", u.a.: mit "Geld" sofortige Begleichung" (es sei denn, daß man Banknoten mit der Post verschicken muß); mit Sichtguthaben "verzögerte Begleichung" (es sei denn, man verwendet die modernsten Methoden).

"Geld möglich ohne Guthaben; "Guthaben nicht möglich ohne Bargeld. Theoretisch wenigstens, ist eine bargeldlose Gesellschaft, wo nur Buchgeld zirkuliert, durchaus denkbar. Die letzte Behauptung ist: "Geld hat Einfluß auf Kaufkraft, Sichtguthaben haben keinen". Ein Beweis für diese These fehlt. Wäre dem nicht so, so wäre diese Kritik nicht geschrieben!

Schließlich meint Herr Creutz, daß was die Goldschmiede im Mittelalter taten, etwas ganz anderes sei, als was die heutigen Banken tun. Das was die Goldschmiede taten, war, obgleich wahrscheinlich gut für die Wirtschaft, "sich auf betrügerische Weise einen Vorteil verschaffen". Ich meine diese Goldschmiede waren nicht mehr Falschmünzer als die heutigen Bankiers. Was taten sie? Sie gewährten (anderen, und vielleicht mal sich selbst) Kredite; die Kreditnehmer erhielten dabei "geldähnliche Quittungen", wie Creutz sie nennt, die dann als Geld zirkulierten.

Die Bilanzen der Goldschmiede waren genau so in Gleichgewicht, wie diejenigen der heutigen Banken: die Habenposten waren: Gold und Forderungen auf Kreditnehmer; die Sollposten: die umlaufenden Quittungen oder Schuldscheine der Goldschmiede und das eigene Kapital. Wo ist der Unterschied? Die Goldschmiede hatten jedenfalls die Rechtfertigung, daß sie sich was einfallen lassen mußten, weil das Geld (= Gold) zu wenig war. Die heutigen Banken haben aber eine solche Rechtfertigung gar nicht. Geld ist nicht mehr Gold, und seine Herstellung ist billig. Also Schluß mit den Goldschmiedepraktiken, die jetzt unnötig sind und in einer Freiwirtschaft einfach unzulässig wären.

W.P. Roelofs

(1990.09.03)


Helmut Creutz urteilt über
"Alternative Geldsysteme" in ZfSÖ 101

Wenn man seinen Artikel "Alternative Geldsysteme - Auswege aus der fehlerhaften Geldordnung" in der Z. f. Sozialökonomie 101 (Juli 1994) liest, hat man die Neigung ihm beizupflichten. Bei näherer Analyse ergibt sich aber, daß er weniger recht hat, als es beim ersten Lesen den Anschein hatte.

Nehmen wir als Beispiel das von Dieter Suhr vorgeschlagene "OA-System". Die OA-Bank gewährt zinsfreien Kredit (für eine ökologisch gewünschte Investition, z.B. eine Sonnenenergie-Zentrale) und schöpft somit Giralgeld. Der Kreditnehmer kauft mit diesem Geld alles was er braucht um die Zentrale zu realisieren. Die Lieferanten bezahlen mit dem erhaltenen OA-Geld ihren Lieferanten und/oder ihren Arbeitnehmern. Alle Inhaber von OA-Girokonten bezahlen an die Bank einen negativen Zins für ihr OA-Buchgeld. Die Bank erhält zwar Zins für den gewährten Kredit, aber nicht vom Kreditnehmer, sondern von den Girokonteninhabern gemäß der Höhe ihrer Salden, das heißt: von den Geldgebrauchern.

Wer OA-Geld hat, aber es zur Zeit nicht braucht, kann es umsetzen in ein Sparguthaben; das wird dan einem OA-Kreditnehmer ausgeleiht und erscheint sofort wieder als OA-Geld. D.h. Die Menge von OA-Geld ist stets gleich der Summe der von der OA-Bank "kredit- und geldschöpfend gewährten Kredite. Die Bank, und nur die Bank, erhält darüber Zins. Dieser ZINS ist in erster Linie eine Bezahlung für die von der Bank verliehenen Dienste im Zahlungsverkehr und im Spar- und Kreditgeschäft.

Ich glaube daß Suhr nicht beabsichtigt hat das OA-System konkurrenzfälschend einzusetzen, sondern vielmehr durch fehlende Internalisierung von ökologischen Kosten gefälschte Konkurrenzverhältnisse zu entfälschen. Der nutznießende, konkurrenzfälschende OA-Kreditnehmer den uns Creutz vorführt, wird Fiktion bleiben, wenn die Satzung der OA-Bank richtig formuliert ist.

Auf S. 25, rechts, schreibt Creutz: "Da die im Ring umlaufende Kaufkraft nach den Vorstellungen von Dieter Suhr aus normal zu verzinsenden Bankkrediten stammt, ändert sich also durch das OA-System an den leistungslosen Zinseinkommen der Geldgeber nichts, ebensowenig wie die entsprechende Belastung der Arbeitleistenden. Daß diese Zinsen nach einem anderen Schlüssel auf die Wirtschaftsteilnehmer verteilt werden, ist für die Zinsbezieher wie für die Höhe der gesamten Zinsbelastung in der Wirtschaft ohne Belang." , Anscheinend gebraucht Creutz den Ausdruck "umlaufende Kaufkraft" für "befindliche Liquidität oder Buchgeldmenge". "Kaufkraft" ist m. E. was anderes als "Geldmenge". Es handelt sich nicht um "normal zu verzinsende Bankkredite" und auch nicht um "leistungslose Zinseinkommen von Geldgebern". Wo sind denn diese "Geldgeber" die "leistungslos Zinseinkommen" erhalten? Dem von der OA-Bank geschöpftem Kredit entsprechen von der OA-Bank geschöpften Giroguthaben. Wenn wir mal, wie es Creutz zu tun pflegt, diese Giroguthaben als Sparguthaben betrachten, dann wären die Guthabenbesitzer die "Geldgeber", die aber keine Zinsen erhalten, sondern (negative) Zinsen an die Bank bezahlen müssen! Die Belastung der "Arbeitleistenden"? Es sind die Verbraucher - in dem von mir angenommenen Fall - die "Stromverbraucher", die bezahlen müssen.

Bei der konventionellen Zentrale bezahlen sie für Abschreibung der Anlage, die Zinsen, den Unterhalt und die Betreuung, den Brennstoff (™l, Kohle, Gas, Uran); bei der "ökologischen" Zentrale bezahlen sie für das KWH genau soviel, diesmal für (größere) Abschreibung, und Unterhalt und Betreuung, und für OA-Liquiditätskosten, sowohl die der Zentrale, als gegebenenfalls die eigenen. Wenn wir aber bedenken, daß innerhalb des Systems ein Vielfaches an Sparguthaben und entsprechende zinsfreie Investitionen möglich ist, so ist es klar, daß wir die Liquiditätskosten nicht nur dieser einen, Initial-investition anlasten dürfen, sondern sie umschlagen müssen auf alle OA-Investitionen. Obgleich der Zins außerhalb des OA-Systems aufrecht bleibt, besteht er, entgegen den Behauptungen von Creutz, innerhalb des Systems nicht.

Auf S. 26, links, heißt es: "Denn wie beim "Talent-System vorgesehen, soll auch den Besitzern der belasteten OA-Guthaben die Möglichkeit geboten werden, den Belastungen durch die Übertragung überschüssiger Guthabenbestände (= OA-Buchgeld) auf spezielle OA-Sparkonten auszuweichen. Aus diesen OA-Kaufkraft-Ersparnissen können dann innerhalb des Giro-Ringes billige Kredite vergeben werden. "Da sich jedoch mit dieser kreditären Kaufkraftübertragung die Gesammtnachfrage innerhalb des OA-Kreislaufs nicht verändert, sondern nur interne Guthaben- und Schuldenbestände aufgebaut werden, würde sich auch an der Zins-Gesamtbelastung des über Bankkredite aufgenommenen und im OA-System kursierenden Nachfragepotentials nichts ändern. (Meine Unterstreichung. - W.P.R.)

Hier rächt sich der Gebrauch des Wortes "Kaufkraft" statt "Liquidität", und des Wortes "Nachfrage" statt "Geldmenge". Statt Kredit zu gewähren und dadurch den Geldumlauf zu beschleunigen und die Gesamtnachfrage zu vergrößeren, hätten die Buchgeldbesitzer die Kosten für ihr zu hohes Buchgeldsaldo hinnehmen können. Die Geldmenge wäre nach wie vor dieselbe. Der Unterschied sitzt in der Umlaufgeschwindigkeit. "Nachfrage" hat zu tun mit dem product von "Geldmenge" (= Summe der Girosalden) und "Umsatzgeschwindigkeit"., In seinem "Fazit" schreibt Creutz: "...., so falsch ist es, die Zinsbelastung - statt sie zum Verschwinden zu bringen - vom Kreditnehmer auf die Leistungserbringer zu übertragen, auch wenn man sie als Liquiditätsgebühr bezeichnet."

Ich möchte darauf hinweisen, daß die Zinsbelastung immer auf die "Konsumenten drückt; sie sind es die alle Zinsen (aus der productionssphäre) bezahlen müssen, einerlei ob das über den Kreditnehmer-Investor oder über einen "Leistungserbringer" geht.

Wichtig bei den alternativen Systemen ist, daß innerhalb des Systems der Zins ausgeschaltet wird, daß dadurch z.B. ökologische Investitionen ermöglicht werden können, die sonst, wegen fehlender Internalisierung von ökologischen Kosten, nicht konkurrenzfähig wären. Wichtig ist vor allem auch, daß demonstriert wird daß es anders kann als man es gewohnt ist. Das muß doch wohl zuerst kapiert werden, bevor wir in einer "Demokratie" eine Änderung des Geldsystems erwarten dürfen!

Zwar muß wohl, damit Creutz unrecht habe, eine Bedingung erfüllt sein: "Die Umsatzgeschwindigkeit des OA-Buchgeldes muß groß sein und auch die OA-Sparguthaben und die darauf basierenden OA-Kredite mü"ssen möglichst umfangreich sein. Andernfalls könnte Creutz recht erhalten; da könnten die OA-Buchgeldbesitzer, um den Liquiditätskosten zu entgehen, bereit sein OA-Buchgeld unterhalb pari gegen offizielles Geld (an OA-Kreditnehmer) zu verkaufen. In diesem Fall hätten diese Kreditnehmer tatsächlich einen doppelten Vorteil auf Kosten der Leistungserbringer. Wenn es aber viele (auf OA-Sparguthaben basierende) OA-Kredite gibt, kann die Summe dieser Kredite ein Vielfaches der OA-Buchgeldmenge sein. Die Nachfrage nach OA-Geld (zur Tilgung von Krediten) könnte groß genug sein um ein Absinken des Preises des OA-Geldes weitgehend zu verhüten.

Soest, Niederlande, 1994.08.01.

W.P. Roelofs.

Geldschöpfung durch Geschäftsbanken
Theorie oder Wirklichkeit?

Unter diesem Titel versucht Helmut Creutz auf 22 Seiten der Z.f.S™., Folge 108, März 1996, vergeblich, davon zu überzeugen daß es eine solche Geldschöpfung nicht gibt und nicht geben kann. Warum ist dieser Versuch vergeblich? Weil diejenigen die seiner Ansicht sind, schon überzeugt sind, und diejenigen die anderer Meinung sind, diese Geldschöpfung anders definieren, und zwar so daß sie von Creutz bestätigt wird. Die Gegner von Creutz sind nicht verrückt. Sie wissen daß Bilanzen immer in Gleichgewicht sind, daß die Summe der Habenposten immer der Summe der Sollposten gleich ist. Das gilt auch für Bankbilanzen.

Wo holen Creutzes Gegners es her, daß die Geschäftsbanken Buchgeld schöpfen? Sie stellen fest - und Creutz bestätigt das - daß die Summe der Girosalden von Nichtbanken (G) weit größer ist, als die Summe von Bargeld (B) und Guthaben der Banken bei der Notenbank (N). G - (B + N) ist Geld das nicht von der Notenbank stammt, sondern von den Geschäftsbanken. Nur dann gäbe es, nach unserer Definition, keine Geldschöpfung durch die Banken, wenn G = oder < (B + N)

Müssen wir uns um diese Sachlage kümmern? In den heutigen Verhältnissen kaum oder gar nicht. Die Liquiditätsprämien und die Liquiditätsgrade von Bargeld und Buchgeld sind etwa gleich. Es ist eine Frage der Zweckmäßigkeit, nicht der Kosten, in wiefern wir Bargeld, oder aber Buchgeld halten. In einer Freiwirtschaft - wonach wir uns alle sehnen - wäre das anders. Für B hätten die Banken die Umlaufgebühr zu bezahlen, und für N der Notenbank einen negativen Zins, der aber die Umlaufgebühr nicht übertreffen könnte, weil dann die Banken bald ihre gesamten Guthaben bei der Notenbank in Bargeld umsetzen würden.

Für G - (B+N), das von ihnen geschöpfte Geld, brauchten sie nichts zu bezahlen. Die Konkurrenz unter den Banken könnte dann dazu führen, daß es für Nichtbanken billiger wäre Buchgeld zu halten, als Bargeld. Die Liquiditätsprämie für Buchgeld wäre niedriger als die für Bargeld.

Wenn die für Buchgeld ausreichend wäre, könnte die für Bargeld übermäßig sein, und wenn die für Bargeld ausreichend wäre, könnte die für Buchgeld unzulänglich sein. "Flucht aus Bargeld ins Buchgeld" könnte die Folge sein. Um das, und auch "Kreditschöpfung", von vornherein auszuschließen, müßte es, in einer Freiwirtschaft, den Banken nicht gestattet sein, auf längere Frist Kredite zu gewähren, als sie selbst "de jure über die Mittel verfügen können. Zwar sind immer die Einlagen von Bankkunden (Sollposten der Bank) durch von den Banken gewährten Kredite (Habenposten) gedeckt, aber die Einlagen sind im allgemeinen kurzfristiger als die Kredite, und das nennen wir Kredit"schöpfung".

Natürlich kann man über Fragen wie diese, verschiedener Meinung sein. aber eine Diskussion ist von vornherein fruchtlos, wenn die Definitionen verschieden sind. Auch in einer Freiwirtschaft "mit 100%iger Bargelddeckung", d.h. "ohne Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken", muß die Geldmenge elastisch sein. Die Umlaufgebühr wird eine gegebene Größe sein.

Die Notenbank ist verantwortlich für die Stabilität der Währung. Die Wirtschaftssubjekte bestimmen die Geldmenge, d.h.: über wieviel Liquidität sie dauernd verfügen wollen, gegeben die Höhe der Umlaufgebühr und der Zinssatz (deren Summe die Liquiditätsprämie ist). Da wird es passieren, daß sehr kurzfristig Kredit benötigt ist. Die Banken können solche Kredite verleihen wenn sie automatisch einen entsprechenden Notenbankkredit belastet mit sehr hohen Zinsen, bekommen. Natürlich müssen die leihenden Bankkunden den Zins bezahlen. Sie haben die Wahl: entweder dauernd mehr Umlaufgebühr bezahlen wegen höherer Liquidität, oder vielleicht kurzfristig leihen müssen zu hohem Zinssatz., Für die Gemeinschaft sind die Extrakosten die mit diesem System verbunden sind, fast völlig fiktiv.

Wie entsteht und verschwindet Buchgeld?

  • Durch Umsetzung von Bargeld in Buchgeld, v.v. (z.B. wir erhalten unseren Gehalt, Lohn, unsere Altersrente als Buchgeld und heben davon einen Teil in Bar ab; Geschäfte bringen Bargeld zur Bank und setzen es um in Buchgeld.)
  • Wenn die Bank einen Kredit gewährt, entsteht Buchgeld, das der Kreditnehmer verwendet für seine Zahlungen; zu gleicher Zeit entsteht eine befristete Forderung der Bank auf den Kreditnehmer., Oder es räumt die Bank dem Kreditnehmer die Möglichkeit ein, sein Girokonto bis zu einem bestimmten Betrag zu überziehen, d.h. "in den roten Zahlen zu stehen" - die Überziehung des Kontos geht einher mit der Vermehrung der positiven Salden.
  • Die Bank kauft, bzw. verkauft fremde Valuta. Meistens handelt es sich dabei um Bargeldtranaktionen, aber nicht immer. Z.B. kann ich bei der Bank fremde Banknoten kaufen und die Kaufsumme von meinem Girokonto abbuchen lassen (weniger Buchgeld). Damit die Bank allerhand fremde Banknoten liefern kann, muss sie sich diese zuerst beschaffen (mehr Buchgeld, bzw. weniger Notenbankgeld).

An sich bedeuten solche Vermehrungen der Buchgeldmenge noch keine Geldschöpfung. Von Geldschöpfung durch die Banken ist nur dann die Rede, wenn G - (B + N) positiv ist und zugenommen hat. Dem /. kann eine Geldvernichtung vorangegangen sein (oder auch folgen), z.B. dadurch daß jemand Buchgeld hat umbuchen lassen (oder um- buchen läßt) auf ein befristetes Sparkonto.

Auf S. 26, unter 2.2, schreibt Creutz: "So können z.B. von den Sichteinlagen der Bankkunden 60 Prozent kurz- und zehn Prozent längerfristig ausgeliehen werden, insgesamt also 70 Prozent.", Damit bestätigt er die Erscheinung, die wir "Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken" nennen.

So lange es keine Umlaufgebühr für Bargeld gibt, macht das für die respektiven Liquiditätsprämien für Bargeld, bzw. Buchgeld nichts aus. Das würde sich ändern bei der Einführung einer Umlaufgebühr., Auch nach Einführung einer Umlaufgebühr müssen die mit Sicht- einlagen verbundenen Kosten, der Umlaufgebühr gleich sein., Wenn Creutz c.s. uns bestreiten wollen, dann, bitte, müssen sie diese unsere Auffassung bestreiten, und nicht immer wieder uns Auffassungen in die Schuhe schieben, die wir nicht haben, und dann diese Auffassungen auf viele Seiten, donkichottenhaft bekämpfen., Es geht um den Gegensatz: Walker - Rosenbohm versus Fisher - Müller (S. 26, linke Spalte, Mitte). (Übrigens: Müller ist von mir überzeugt worden.)

dr. W. Peter Roelofs.

1996-05-20